Die digitale Transformation Ihres Geschäfts ist schon im Gang. – Was bedeutet das eigentlich für Sie?
LESEPROBE
Für die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft wurde der Begriff „Vierte industrielle Revolution – Industrie 4.0“ geprägt. Er setzt jedoch einen falschen Akzent. Denn industrielle Produktion macht nur noch 25% des deutschen Bruttosozialprodukts aus, und nur 20% der Beschäftigten arbeiten bei uns noch in der industriellen Produktion und in produktionsnahen Bereichen. Digitalisierung betrifft aber ebenso Dienstleistungen und Handel (zusammen 70% des Bruttosozialprodukts) sowie die öffentliche Verwaltung – die vierte industrielle Revolution wäre ohne die Digitalisierung der restlichen Wirtschaft nicht möglich. Es wäre daher zutreffender, von „Wirtschaft 4.0“ oder sogar „Gesellschaft 4.0“ zu sprechen, denn wir sind längst von einer Industriegesellschaft zu einer Informationsgesellschaft mutiert.
Ebenso wie die Dampfmaschine im frühen 19. Jahrhundert den Weg von manuell-artisanalen Arbeitsformen zur Mechanisierung von Fertigung und Landwirtschaft und damit zu einer enormen Steigerung der Produktivität bahnte („Erste Industrielle Revolution“), wie die Elektrotechnik im späten 19. Jahrhundert durch den Übergang zur Fließbandfertigung von standardisierten Massenerzeugnissen einen weiteren beträchtlichen Produktivitätsanstieg auslöste („Zweite Industrielle Revolution“) und wie seit Mitte des 20. Jahrhunderts das Vordringen von Elektronik, Computern, softwarebasierter Prozesssteuerung und Automation das industrielle Geschehen ein weiteres Mal revolutionierte („Dritte Industrielle Revolution“), so ist heute das schnell zunehmende, umfassende Zusammenwirken von dezentralisierter Informationstechnik, leistungsfähiger Informationsspeicherung und allgegenwärtiger Internet-basierter Kommunikation dabei, das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben erneut grundlegend zu verwandeln („Vierte Industrielle Revolution“).
Diese Darstellung unterbelichtet natürlich, dass die „industriellen Revolutionen“ jeweils von einem dramatischen sozialen und politischen Umschwung begleitet waren, der zu Hürden, Widerständen und Schäden führte. Die meisten Unternehmen verschwanden jeweils von der Bildfläche, neu entstehende taten sich zunächst schwer.
Ein wesentlicher Grund für die Schwierigkeiten bestand darin, dass neuartige Anforderungen an die Einbeziehung und Beteiligung der betroffenen Menschen und an die Schaffung eines Vertrauensklimas unter den sich verändernden Bedingungen in den Unternehmen und in der Gesellschaft nicht bedacht und nicht erfüllt wurden, ganz besonders radikal nicht bei der ersten und zweiten industriellen Revolution, die deswegen entscheidend zu den bekannten revolutionären sozialen Reaktionen dieser Zeit führten. Aus dieser geschichtlichen Erfahrung können wichtige Lehren gezogen werden, um bei der Entwicklung hin zu Wirtschaft 4.0 ähnliche Probleme zu vermeiden. Wie das geschehen kann, zeigen wir im Folgenden.